Warum die Angst dich beschützt
Angst,  Angststörung

Die Angst, mein Freund?😳 – Warum die Angststörung dein Schutzpatron ist

So oft hören wir, was wir alles gegen unsere Angststörung unternehmen sollen, können und auch müssen.

Aber hast du jemals die Angst gefragt, was sie eigentlich will?

Ist es wirklich ihr perfider Plan, dir das Leben zur Hölle zu machen?

Oder steckt eventuell etwas ganz anderes dahinter?

In diesem Artikel spreche ich darüber, welche Erkenntnisse ich diesbezüglich hatte und warum ich die Angst plötzlich als meinen Schutzpatron sehe.

Natürlich möchte ich nicht, dass sie das bleibt, aber um das zu erreichen, muss ich das Ganze erst einmal grundsätzlich verstehen.

Warum beschützt sie mich überhaupt und wie kann ich das ändern?

Das erfährst du, wenn du weiter liest.

Der Weg zur Erkenntnis

Hier kannst du dir den Artikel als Podcast anhören:

Ich hatte zuletzt große Dramen in meinem Leben, die mich einige Wochen lang schwer gestresst haben.

Leider haben sie auch Ängste ausgelöst.

Warum will die Angst dich beschützen und warum solltest du ihr endlich zuhören

Meine Gedanken haben sich um nichts anderes gedreht und weil das so war, fiel es mir auch schwer mich zu konzentrieren.

Was gefühlt immer passiert, wenn wir Menschen Stress und Angst haben ist, dass wir aufhören das zu tun, was uns guttut.

Also Dinge wie:

  • Spaziergänge in der Natur
  • Bücher lesen
  • Meditieren
  • Freunde treffen
  • Gesund essen

Stattdessen verlieren wir uns im Stress, greifen zu Junkfood und wenn wir mal mit jemandem sprechen, dreht sich alles um das Problem.

Und weil das auch bei mir so war, war mein einziger Rettungsanker das Ausmisten meiner Wohnung. Ja, im Herzen fühle ich mein minimalistisches Leben schon🤪

Als ich so das alte Zeug durchkramte, fand ich zuerst ein Buch, das eine Freundin von mir gemacht hatte, als wir Teenager waren.

Und kurz danach meinen Kurbericht. Also ich war zur psychosomatischen Kur, vor 20 Jahren.

Diesen Bericht habe ich schon oft gelesen, aber diesmal wurde mir etwas klar:

Die Angst beschützt mich. Sie ist ein Schutzmechanismus meines (und deines) Gehirns.

Logisch. Trotzdem habe ich lange gebraucht, es so zu verstehen.

Denn rein biologisch ergibt es Sinn, aber ich konnte es nie auf meine Angststörung übertragen.

Angst ist ein Schutzmechanismus deines Gehirns.

War ich doch viel zu sehr damit beschäftigt, mich gegen sie zu wehren, statt ihr mal zuzuhören.

Aber wie kam ich nun darauf, dass sie mich beschützt?

Die Antwort auf deine Angst liegt in der Vergangenheit

In dem Buch von meiner Freundin klebten Bilder aus meiner Teeniezeit. Von mir, aber auch von Freunden, die ich damals hatte.

Außerdem hatte sie Briefe hineingeklebt, die ich ihr damals geschrieben hatte.

Das kuriose war, dass ich mich null mit diesem Mädchen identifizieren konnte. Ich weiß nicht, wer ich war, als ich in meinen Teeniejahren war.

Und meine Angststörung hat sich in dieser Zeit entwickelt. Vielleicht also, sollte ich es dringend mal herausfinden.

Was ich geschrieben habe, war total seltsam – also es hat sich komisch für mich angefühlt.

Und klar, wir werden älter und sind natürlich nicht mehr so wie damals.

Aber viele denken sicher mit einem Schmunzeln an diese Zeit zurück. Ich weiß ehrlich nicht, wer dieses Mädchen war. Wer ich war.

Und nachdem ich das alles gesehen hatte, fiel mir der Kurbericht in die Hände.

Obwohl ich ihn schon xmal gelesen hatte, stand da plötzlich wie aus dem Nichts:

Dieses Mädchen hat sich von ihren Gefühlen abgespalten. Es scheint ihr alles egal zu sein.

Bumm Leute! Das war wie ein Schlag ins Gesicht.

Denn ich war doch damals voller Gefühle.

Aber sie hatten ausschließlich mit Angst zu tun. Alles andere war weg.

Warum dich deine Angst schützen will. unterdrückte Emotionen aufdecken

Das deckt sich mit meiner These und meinen Erfahrungen.

Die Angst setzt sich auf andere Gefühle und unterdrückt sie

Krankhafte Ängste setzen sich auf deine Emotionen, bevor du Gelegenheit hast, dich damit aufrichtig auseinanderzusetzen.

Und damit sind wir dann beim Titel dieses Blogartikels:

Warum die Angststörung dein Schutzpatron ist.

Das ist vielleicht etwas übertrieben.

Aber Fakt ist:

Angst ist rein biologisch betrachtet immer zu deinem Schutz da.

Warum also sollte das bei der Angststörung anders sein?

Die meisten von euch da draußen werden das, so wie ich, schon tausend Mal gelesen haben. Diese Sache mit dem Säbelzahntiger und du musst wegrennen und die Angst beschützt dich vor ihm. Bla bla bla😄

Aber das ist so eine Story, die bei mir nie klick gemacht hat bezüglich der Angststörung.

Dabei tut die Angststörung ja genau das gleiche! Sie beschützt dich. Und mich.

Vor Gefühlen, die uns einmal gefährlich geworden sind.

Und nein, ich weiß nicht, wieso sie beim Einkaufen auftaucht oder beim Bahn fahren, beim Autofahren oder mitten in der Nacht (Randnotiz zu Panik in der Nacht: Nähe zum Unterbewusstsein in der Nacht = Schutz durch die Angst? Was hast du geträumt?).

Na ja. Es ist halt ein Störungsbild. Es muss nicht alles Sinn ergeben darin.

Aber wenn du mal genau hinschaust, dann wirst du vielleicht Situationen finden, die etwas klarer für dich sind.

Zum Beispiel kann es sein, dass jemand Angst davor hat, eine Partnerschaft einzugehen.

Diese Angst wird die Person auch ohne Angststörung davon abhalten, eine Bindung einzugehen.

Bei einer Person mit Angststörung würde es sich so verhalten, dass, auch wenn mal Gefühle durchkommen, sofort die Angst dazwischen grätscht und sie davon abhält.

Das liegt daran, dass die Person mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Beziehungstrauma hat oder eine Verlustangst aus anderen Gründen aufgebaut hat.

Ein Beispiel zu Angst und wie sie deine Gefühle unterdrückt

Ich habe aus meinem Leben ein Beispiel mitgebracht, dass dir helfen soll besser zu verstehen.

Diese Geschichte habe ich ganz gut aufgedröselt, deshalb bietet sie sich an:

In 2020 sind meine beiden Hunde gestorben. Also Seniorhunde (was es auch nicht besser macht). Und das innerhalb von 3 Monaten.

2022, meine Hündin Aka und ich

Das war ein herber Schlag und dennoch:

Ich hatte rückblickend das Gefühl, dass ich die Trauerphase einfach übersprungen habe.

Also ich habe geweint als sie starben, aber nach einigen Tagen habe ich weitergemacht, als wäre nichts. Und das verstehe ich nicht.

Außer ich bedenke, dass in 2008 meine erste Hündin verstarb und mich das Ganze in eine schwere Depression gerissen hat.

2008 war ich 24, emotional instabil, insgesamt labil und meine 20er waren auch die Hochzeiten der Angststörung.

Diese Hündin war damals wie mein Therapiehund. Es gab in meiner komplett kaputten Welt gar nicht die Möglichkeit, dass sie sterben könnte.

Und dann war es so weit. Ich habe keine Ahnung wie alt sie war, aber sicher auch mindestens 13 oder 14. Sie starb dann an ihrer Herzerkrankung.

Ich erinnere mich, wie meine Hand ihren letzten Herzschlag fühlte. Surreal.

Nachdem wir sie begraben hatten, fiel ich in ein tiefes Loch aus Depression und Alkohol. Mein Hund, meine Maja, mein kleines Mädchen, das mich zurück ins Leben geholt hat.

Einfach nicht mehr da.

Und wenn ich jetzt nach 2020 vorspule und da plötzlich keine Trauer mehr ist, dann glaube ich, hat sich da ein riesiger Schutzschirm in mir aufgespannt.

Also das ist natürlich spekulativ. Es soll dir nur helfen, zu verstehen.

Die Angst ist dein Schutzschild vor tiefen Gefühlen. Genau die Gefühle, die für dich einmal so verletzend waren, dass die Angst denkt, das erträgst du nicht noch einmal.

Auch wenn sie sich hier zurückhielt.

Die kleine Aka als Insta Model :-)

Aber wenn ich jetzt vorspule ins Jahr 2022, als es meiner Hündin plötzlich schlechter ging..

(Ich habe einige Jahre 3 Hunde gehabt)

Ich kürze das jetzt mal drastisch ab. Sie hat auch eine Herzerkrankung. An dem Tag wo es ihr dann schlagartig sehr schlecht ging, war meine Angst aber so richtig on fire.

Denn auch wenn damals noch unbewusst für mich, ploppte natürlich direkt die Erinnerung an 2008 auf.

Und damit dieser furchtbare Schmerz, den ich empfunden hatte.

So hat mein Gehirn also spontan auf Notfall gedrückt und mich versucht davor zu bewahren.

Die Angst ist dein Schutzpatron.

Das habe ich an diesem Tag in aller Deutlichkeit zu spüren bekommen.

Angst kommt nicht aus dem Nichts

Das war jetzt mal die grobe Zusammenfassung. Vielleicht bist du von alleine drauf gekommen, wenn nicht, hier geht es natürlich um Verlustangst.

All diese einzelnen Sequenzen bauen aufeinander auf und das hat auch nicht erst 2008 begonnen.

Aber vorher ging es nicht um Hunde, sondern um Menschen.

So habe ich gelernt, dass es besser ist nicht so viel Nähe zuzulassen. Weil das zu Schmerzen führt.

Solche Dinge geschehen gerne mal in der Kindheit.

So ist es als Erwachsener oft schwer, sich zu erinnern. Aber vielleicht müssen wir das auch nicht immer.

Wichtig ist ja nur, dass wir uns unseren Verhaltensweisen bewusst werden und nicht glauben, dass die Angst aus dem Nichts auftaucht.

Dass wir achtsam werden, was die Angst uns sagen will und solche Analysen stattfinden können. Dafür gehen wir ja auch zur Therapie.

Was soll ich gegen die Angst unternehmen?

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Wenn du dich bereit fühlst hinzuschauen, dann kannst du natürlich auch immer selbst herausfinden, was bei dir so starke Emotionen auslöst, dass mit Sicherheit mehr dahinter steckt.

Du kannst dich fragen, was die Angst dir sagen will, statt gegen sie anzukämpfen.

Und wenn du das in Worte fassen kannst, dann kannst du auch anfangen nach Lösungen zu suchen.

Du kannst dir Bücher besorgen, Artikel lesen und so weiter.

Und du kannst dir, als die Person, die du jetzt bist, natürlich auch selbst sagen:

Hey, ich bin nicht mehr der Mensch, der ich damals war.

Heute kann ich die Situation bewältigen. Heute kann ich anders mit ihr umgehen. Ich habe das gelernt.

Du kannst auch mit dem Teil in dir sprechen, der so verletzt wurde. Zum Beispiel mit dem inneren Kind.

Ja, ich finde sowas auch immer etwas freaky, aber es funktioniert halt einfach.

Dafür gibt es mehrere Wege. Hierfür kannst du auch gerne mal in der Therapiestunde nachfragen.

Es kommt sicher auch noch ein Artikel zu dem Thema. Die innere Kind Arbeit gehört aber, je nach deiner Ausgangslage und emotionalen Stabilität, eher in Therapeutenhände.

Wie komme ich in Berührung mit meinem Vergangenheits-Ich?

Ich nutze dafür die Meditation.

Meditieren um Angst zu überwinden und mit der Vergangenheit abzuschließen

Seit ich mir beim Meditieren immer mal wieder vorstelle, vor meinem Vergangenheits-Ich zu stehen, sie zu sehen und ihren Schmerz zu sehen, kann ich besser damit umgehen.

Du kannst dafür auch einfach die Augen schließen und schauen, welche Sequenz dir spontan in den Sinn kommt.

Du darfst dir selbst sagen und zeigen, dass alles gut ist. Es ist vorbei.

Ich bilde mir auch ein, dass es mir angsttechnisch damit schon besser geht. Aber da will ich mich immer nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Man weiß ja nie, was hinter der nächsten Ecke lauert.

Aber du kannst dir sicher sein, ich werde da jetzt ganz anders draufschauen als vor meiner Erkenntnis.

Auf jeden Fall kannst du diesem verletzten Anteil in dir, der ja noch da ist, der zu dir gehört, sagen und spüren lassen, dass alles ok ist.

Dass du, beziehungsweise ihr, damit abschließen könnt.

Und dass ihr gewappnet seid, wenn wieder so eine Situation geschehen sollte.

Dann kannst du dir selbst helfen oder jemanden um Hilfe bitten.

Lass die Angst das wissen.

Sie muss es wissen, denn sie ist ja dein Schutzpatron. Sie meint es gut mit dir. Aber sie kann eben nur so handeln, wie es für sie vorgesehen ist.

Den Rest musst du jetzt erledigen. Du musst die innere Stärke und Weisheit entwickeln, denn sonst wird die Angst sich immer wieder auf deinen Schmerz draufsetzen und dich beschützen.

Schlussworte

Ich hoffe, ich konnte dir heute ein bisschen mehr Klarheit bringen.

Lass mich gerne mal in den Kommentaren wissen, ob du deine Angst jetzt auch anders betrachten kannst?

Als deinen Schutzpatron, der auf dich acht gibt. Als einen Teil von dir, der dich eigentlich vor Schmerz bewahren will und dir so leider nur noch mehr Schmerzen zufügt.

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